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Forststeig Etappe 7 – Alte Gärtnerei bis Bad Schandau

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Nen Hektar Liegefläche und Mina ist total an mich geschmiegt. Auf Frühstück wird heute gepfiffen. Mina macht sich gleich ans Hüttenbuch. Malt zwei Wölfe und diktiert mir, was ich schreiben soll. Da wir keine Trekking-Tickets erworben haben für den letzten Abschnitt, bezahlen wir direkt über den Briefkasten des Vertrauens. Und los geht’s. Verabschieden uns von Michel und direkt zum Fuß des Gorisch. Leitern, Stufen hoch und runter. Ist alles noch recht früh, die Luft noch etwas kalt und vom nächtlichen Regen wie gereinigt. Die Felsen leicht nass, die Stahlgeländer noch kalt an den Händen.

Erste Rast ist in einer Art kleinem Teehäuschen auf einem Plateau auf dem Gorisch. Neben uns ein paar Bäume, die direkt aus dem Fels zu wachsen scheinen, und ein paar Kids mit einer Boombox mit Schlager beladen versuchen, diese zu erklimmen. Der Baum hat vieles überstanden… und übersteht auch den Musikgeschmack. Der Blick ist grandios. Der Himmel mit Wolken strukturiert, aber die Sicht total klar. Wir sehen den Papst. Vor ein paar Wochen waren wir hier noch klettern mit Etienne. „Da geht’s gleich hin“, sag ich zu Mina.

Die letzten hohen Aussichten genießen wir vom Gorisch in die Täler unterhalb, wir versuchen die Gärtnerei zu finden, wo wir genächtigt haben, sind aber schon zu weit oben. Wir kommen den Parkplatz runter, wo wir beim Klettern gestanden haben das letzte Mal. Den Aufstieg kennen wir. Nur nicht rechts ab in die Gasse zum Klettern, sondern links hoch zur Wirtschaft. Die ist wirklich ganz toll hier. Pause machen wir keine große, außer für ein Foto. Die letzten Datteln essen wir im Gehen.

Beim Abstieg treffen wir an einer Weggabelung den Phillip Gärtner aus Cottbus. Der fragt sich, was wir hier machen… wir uns, was er hier macht. Wir erzählen ihm von den letzten Tagen. Weisen ihm noch den Weg und verabschieden uns… als hätte uns die Heimat eingeholt, gerade jetzt. Nachdem Mina, Oli (Minas Affe) und ich gestärkt sind, geht’s weiter zu dem altbekannten Höhlensystem, welches wir vor zwei Jahren schon mit der Mama entdeckt haben.

Die Lichterhöhle, Hampelhöhle und die Eishöhle. Wir lassen die Rucksäcke stehen und klettern und kriechen und entdecken. Ein letztes Aufsaugen dieser tollen Umgebung hier. Und Mina voll in ihrem Element: zack, Faust in Riss und hoch geht’s. Kein „Papa, hilf mal“, sondern: „Papa, kommst du!“

Wir ziehen weiter und wie zum Gruße steht hier noch eine Bank für zwei mit Tisch, und es beginnt zu regnen. Wir ziehen durch, keine Pause, und die letzten Kilometer fühlen sich wirklich wie ein Nach-Hause-Kommen an. Die Geräusche der Stadt unter uns nehmen zu. Autos, Züge, man kann immer mehr Asphalt und Dächer durch die Bäume blitzen sehen. Der Weg schlängelt sich lang an dem Kessel der Stadt Bad Schandau entlang, als würde er noch sagen: „Lass dir Zeit, saug nochmal auf“ – und ja, er gibt nochmal alles… wird schmal, wilde Äste peitschen noch ins Gesicht und der ein oder andere schlammige Tritt wird mit einem Stöhnen genommen. Aber es wird flacher, und wir sehen schon die Straße und wo der Weg endet.

Mina strahlt übers ganze Gesicht. Sie ist so stolz. Ein paar Meter noch und da ist schon der Bahnhof… Mama und Levi rennen auf sie zu mit aufgerissenen Armen… „Mina, weißt du…“ und wir sind wieder angekommen. Müde, glücklich und erschöpft schafft sie es gar nicht, von den vielen Abenteuern zu erzählen, noch bevor wir den Ort verlassen haben, schläft sie ein.

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